Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) führt alle zehn Jahre eine Erhebung der Kehrichtzusammensetzung durch. Die letzte fand im Jahr 2012 stand. Das BAFU erklärt in seinem Bericht, dass die Erhebung des Kehrichts ein Spiegelbild der Wirtschaft ist und somit das Konsumverhalten unserer Gesellschaft repräsentiert.
Im 2012 ist aufgefallen: Biogene Abfälle (Rüstabfälle, abgelaufene Nahrungsmittel) machten 32.2 % unseres Kehrichts aus. Es lebten 1.57 Mio Personen in Gemeinden, die noch kein Abfallgebührensystem eingeführt haben. Insgesamt ist bei der Veröffentlichung der Studie eine Zunahme der Kehrichtmenge festgestellt worden. Das passt ins Bild einer modernen Konsumgesellschaft: Ein hoher Lebensstandard geht mit einem hohen ökologischen Fussabdruck einher.
Dieser Fussabdruck misst die globale Umweltbelastung des Konsums in Fläche, die es braucht, um den heutigen Lebensstil dauerhaft halten zu können. Das Flächenmass besteht aus Lebensmittel/Nahrungsmittelproduktion, Mobilität, Wohnen, Energie, allgemeiner Konsum und eben auch die Müllentsorgung.
Die Biokapazität der Welt ist seit den 60er Jahren zusammengebrochen (seit 1960 hat sie sich fast halbiert). Gleichzeitig ist der ökologische Fussabdruck der Schweiz seit den 60er Jahren gestiegen. Die Biodiversität der Welt passt flächenmässig etwa 3x in den ökologischen Fussabdruck der Schweiz. In anderen Worten: Es bräuchte 3x die Erde, wenn jeder Mensch so leben würde wie ein durchschnittlicher Schweizer.
Das Ziel war es, mit Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelverschwendung und mit einer laufenden Erweiterung von Separatsammelstellen, den Kehricht aus Haushalten längerfristig zu reduzieren.
Ist dies gelungen?
Das BAFU wird den Kehricht aus dem Privathaushalt im Jahr 2022 erneut analysieren. Entsprechend fehlt zur Zeit (Mai 2021) die Datenbasis, um schweizweit aktuelle Aussagen zur Zusammensetzung und Qualität des Kehrichts machen zu können. Was die Menge von Kehricht betrifft, sind bereits jetzt kantonale „Open Government Data“ verfügbar. Je nach Kanton unterscheiden sich diese hinsichtlich Qualität und Umfang erheblich. In vielen Kantonen gibt es überhaupt keine öffentlichen Daten zum Kehricht.
In dieser Datenvisualisierung werden die Datensätze zweier Kantone (Zürich, Bern) aufbereitet, welche die Entwicklungen des Kehrichts – hinsichtlich seines Umfanges – exemplarisch beschreiben sollen.
Aus der visuellen Datenaufbereitung kann ein gemeinsamer Trend für Bern und Zürich abgeleitet werden, welcher in einem nächsten Schritt genauer untersucht werden sollte: In den Städten hatte sich bereits früh ein Rückgang in der Kehrichtmenge erkennbar gemacht. Ab 2012 sind es nun auch die ländlichen Regionen, welche die jährliche Menge reduziert haben. Es bleibt eine spannende Frage, ob sich dieser Trend in den nächsten Jahren – und auch in anderen Kantonen – in die gleiche Richtung entwickeln wird und ob das BAFU im nächsten Bericht 2022 ähnliche Resultate aufzeigen kann.
Scatterplot:
Für die Daten des Scatterplots sind unterschiedliche OGD ("Open Government Data") des statistischen Amtes Zürich verwendet worden.
Folgende Datensätze wurden kombiniert:
Karte:
Die Karte basiert auf der GEOSTAT-Datenbeschreibung (Version 4.3 vom 25. Januar 2021, Bundesamt für Statistik BFS):
Stadt Bern:
Stadt Zürich:
Hinweis: Im Datensatz zur Stadt Bern gibt es Differenzen zwischen den Daten des Kantons und den Daten, welche die Stadt Bern selbst veröffentlicht. (Vgl. mit Grafik "Stadt Bern & Zürich"). Auf Anfrage wurde mir erklärt, dass bei Kantonsdaten auch der Strassenkehricht sowie die Abfälle aus den öffentlichen Abfalleimern hinzuaddiert werden.
Autor | Simon Sahli, 8. Semester VWL (LinkedIn) |
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Daten | Jeweils direkt bei den Visualisierungen angegeben |
Bilder | a) Kehricht Header: Eigenes Bild, CC BY-SA b) Abfallcontainer mit 3x Erdglobus: EUROKRAFTpro Grossmülltonne mit Elementen von Anna Shvets, Pexels |
Datum | Zuletzt aktualisiert am: 30.05.2021, 18:37 |
Lizenz | GNU General Public License v3 |